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4. Erstflug

Feb. 03, 2022

Das Aufregendste ist immer der Erstflug. Nun wird sich zeigen, was die kleinen Vorflügel leisten können und ob eine neue Ära des Flugmodellbaus beginnt.

4.1. Setup

Sender RC Setup Sprektrum NX8

Das Modell entspricht in der Grundkonfiguration einem Deltamix mit Seitenruder. Also so wie (fast) 99% meiner Depronmodelle. Einzig die Canards erfordern etwas Tüftelei und Hintergrundwissen.

Sofern Du Dir noch nicht sicher bist, kannst Du sie auch einfach fest verbaut lassen, bzw. auf die Ansteuerung verzichten. Das Schöne an meiner Konstruktionsidee ist, dass sich die Canards auch später nachrüsten lassen. So kann Du zunächst einmal Erfahrung mit einer Delta(ruder-)anlenkung sammeln und sie später aktivieren.


Für die Programmierung benötigst Du 2 freie Kanäle in Deinem Sender. Durch vier Mixer wird nun der Anteil der Zumischung zur jeweiligen Ruderfläche eingestellt, jeweils pro Canard und pro Ruderfunktion. Ich empfehle für den Anfang nur ein Drittel des Servoweges zu nutzen und sich dann schrittweise heranzutasten.

Ich erkläre Dir das Setup anhand meines Spektrum NX8 Sender* in Verbindung mit einem 6 Kanals Empfänger(Spektrum AR620*). Die Konfigurationsdatei, zum Einspielen in Deinen Sender, findest Du zum Download im "Premiumbereich".


  • Lege ein neues Modell im Speicher an (klassischer Elevon/Delta-Mix).

  • Die Tailerons werden wie gewohnt in Kanal 2 (Quer) und 3 (Höhe) gesteckt. Sollten die Ruderflächen verkehrt herum ausschlagen, vertausche die Kabel und/oder schalte den/die Servo(s) auf „Reverse“.

  • Das Seitenruder steckst Du klassisch in Kanal 4.

  • Die Vollausschläge betragen (für 100% DualRate)
      Höhe: +/-10mm
      Quer: +/- 20mm
      Seite: +/- 20mm

  • Programmiere Dir auf einen Schalter Dualrate und Expo. Ich nutze hier einen 3-Stufigen Schalter und lege die Dualrate für alle Ruderflächen für den Erstflug auf 60, 80 und 100 Prozent, den ExpoWert überall konstant auf 30%. Starten werde ich zunächst mit 80% der Ausschläge - sicher ist sicher.
Mischer im Sender fuer die Canards
  • Für die Canards programmiere ich je 2 Mischer für die Höhen- und 2 Mischer für Querruderunterstützung. Dadurch ist gewährleistet, dass das jeweilige Canardservo zusammen mit den Rudern ausschlägt. Für den Anfang habe ich mich nur getraut, 25% der Ruderausschläge auf beiden Achsen zu programmieren. Die genaue Prozentzahl ist in jedem Falle im Flug zu ermitteln und individuell von Deinem Setup und Deinen Ansprüchen abhängig.
    Ich lege die Canards dabei gerne auf einen oder sogar zwei separate Schalter. So lassen sich diese im Flug je nach Anforderung zuzuschalten oder bei Starts und Landung deaktivieren.

Update nach 5 Flügen:

Bei mir haben sich folgenden Werte eingependelt:

(gemessen wird an der Vorderkante)

Höhe: +/- 10mm

Quer: +/- 20mm

(* die Werte sind relativ gering, erfüllen aber momentan (!) meine Ansprüche. Mehr geht immer, aber irgendwo habe ich auch Schiss :-)


  • Entscheidend ist jedoch, dass die Canards in die richtige Richtung ausschlagen.
    Dazu 2 Merksätze:
  1. Im Querruder folgen die Canards den Bewegungen, bewegen sich also synchron.
  2. Im Höhenruder bewegen sich die Canards jedoch entgegengesetzt. Ziehst du also Höhe, schlagen beide Deltaruder in gewohnter Weise nach oben aus, die Hinterkanten beider Canards senken sich jedoch ab.


  • Die 0 Grad Mittelstellung ist ebenfalls ein Ratespiel, denn sie beeinflusst die Trimmung. Also peile ich zunächst mit dem Daumen eine waagerechte Position zur Rumpfplatte an. Im Flug stehst Du dann vor der Entscheidung, ob ein z.B. wegsteigendes Modell nun ein Problem mit dem Motorsturz, der Trimmung der Höhenruder oder eben der Canards ist.


  • Alternativ zur senderseitigen Programmierung könnte man die Servogeometrie der Canards einfach reduzieren (kleinster Weg) und zu einer Ruderfunktion mischen, bzw. auf den selben Kanal legen. Oder aber ganz old-school: Die Servos werden mit Y-Kabel zusammengefasst, ggf. noch mit einem Servo-Reverse-Modul umgepolt und schlagen nun synchronisiert aus. Der Anteil der Zumischung lässt sich dann jedoch nur noch mechanisch verändern und nicht mehr beliebig zu- oder abschalten. Allerdings kommst Du mit einem 4 Kanal-Empfänger aus.


  • Update nach 5 Flügen: Solange die Ausschläge der Canards deutlich kleiner als die der Deltaruder sind (25-50% der Deltaruder), kannst Du Sie direkt anschließen (auch per Y Kabel und ggf. Reverse-Modulen*). Ein 4 Kanal Empfänger, 2 Y Kabel und 1-2 ReverseModule sind also völlig ausreichend.

2.2. Der Schwerpunkt:

Der Schwerpunkt (SP) bei Depronjets ist ein eigenes Kapitel für sich und daher habe ich im Premiumbereich einen Artikel über die 3(!) relevanten Schwerpunkte verfasst.

Vergiss zunächst den Hype und die klassischen Sprüche über nasen- und schwanzlastige Modelle. Depronjets verhalten sich anders und in jedem Fall ist ein neutral eingestelltes Modell der Ausgangszustand. Mit zunehmender Erfahrung wirst Du es sowieso hecklastiger einstellen, glaub mir :-).

Orientiere Dich für den Anfang am Bauplan, bzw. sofern Du noch die Version 1.0 besitzt, lege den SP an die Stelle, wo die KF Profile zusammenlaufen.

Der neue, leicht modifizierte, Bauplan trägt die Version 1.1. und steht im Premiumbereich zum Download bereit.

2.3. Der Erstflug:

Ich versuche den Erstflug, wann und wie immer möglich, per Video festzuhalten und zwar so, dass ich dazu sprechen kann. Dies gelingt mal besser und mal schlechter. Es ist auch erstaunlich, an was man so (laut) denkt oder wie man spricht. So etwas kann man nicht "faken" oder wiederholen. Daher halte ich auch nichts von einer Nachvertonung (am Besten noch in der ich ganz aufgeregt schauspielere), sondern es gibt O-Ton - verzeih mir also die eine oder andere Formulierung, Verhaspelung oder Lobhudelei. So bin ich eben.

Start
Ueberflug EF2000 am Modellflugplatz
hoher Überflug
Landung des Eurofighter EF2000 aus Depron auf dem Modellflugplatz.

An einem windigen Herbsttag im Oktober (BF 4-5 aus Süd-West) um 16:30 Uhr ging es los..
Am Flugplatz passte ich einen halbwegs schönen Moment ab und begann zügig meine Startvorbereitungen anhand meiner Checkliste(n), die ich inzwischen im Deckel meines Werkzeug-/Senderkoffers eingeklebt hatte.

Diese findest Du zum Download im "Premiumbereich" und gerade wenn es einmal hektischer oder gestresst zugeht (habe ich mein Kameraequipment dabei, ist der Akku geladen, funktioniert mein Handylautsprecher, steht die Sonne günstig, ist keine Person in der Nähe die ich gefährden könnte, denn wer weiß was gleich passiert), sind sie Gold wert.


Ich überprüfte den Schwerpunkt, vergewisserte mich, dass die Canards für den Anfang ausgeschaltet waren und startete den Eurofighter mit einem Diskus-Wurf über die Tragfläche.

Die Trimmung musst am Anfang deutlich korrigiert werden, wobei ich noch nicht wusste, ob nun das Modell getrimmt werden wollte, der Schwerpunkt nicht korrekt eingestellt war, der Motorsturz nicht passte oder die Canards einen falschen Einstellwinkel hatten. Danach aber war der Eurofighter agil und wendig und das gesamte Flugbild war zufriedenstellend. Sauber, präzise, kein negatives Wendemoment in den Kurven und Rollen gelangen knackig und herrlich unaufregend. An sich genau das, was sich jeder Pilot wünscht.


Wo also war mein Problem ?


Nun - Ziel war ein kunstflugtaugliches Modell, welches allein durch die Instabilität für interessante Flugmanöver wie Cobra, Trudeln oder Snap-Loops herhalten sollte.

Hatte ich also etwas falsch gemacht?
Als ich Landen wollte, hatte ich die Lösung: Ein kleiner Schalter am Sender, den ich für die Aktivierung der Canards reserviert hatte und zur Landung nun deaktivieren wollte. Ich der Aufregung hatte ich jedoch zuvor schlicht vergessen, diese überhaupt zuzuschalten. Aber wofür gibt es einen Zweitakku. Diesen platzierte ich mutig sogar 5cm hinter dem berechneten Schwerpunkt - ein bisschen schwanzlastig geht doch immer, oder wie war das ?

Der zweite Flug 
Jetzt wollte ich es wissen.

Bevor ich startete, schaute ich noch mir die Trimmung an. Beide Deltaruder standen leicht nach oben. Entweder der Schwerpunkt lag zu weit vorne oder die Canards zogen das Flugzeug nach unten. Da der Schwerpunkt bereits angepasst war, korrigierte ich noch die Position der Canards, so dass die Vorderseite nach oben kam. Somit konnte ich auch wieder die Deltatrimmung auf 0 zurücksetzten. Und ich schaltete die Canards diesmal zu.


Nun zeigte der Eurofighter sein ganzes Potential. Rollen im Sekundentakt um die Längsachse, 90 Grad Kurven, aber jetzt im rechten Winkel mit maximaler G-Belastung und ein Cobramanöver, das mir auf Anhieb gelang. Wer braucht da schon noch Schubvektorsteuerung?!
Der nach hinten verlagerte Schwerpunkt ermöglichte mir Harrier und Messerflüge, Manöver, die nicht mit jedem Modell durchführbar sind. Um meinen Puls etwas zu beruhigen, absolvierte ich zwischendurch immer wieder mein persönliches Erstflug-Pflichtprogramm. Dies beinhaltet Langsamflüge mit extrem hohem Anstellwinkel (High-Alpha) bis zum Strömungsabriss, das simulierte Notlanden mit abgestelltem Motor aus großer Höhe, um die Segelflugeigenschaften zu beurteilen und verschiedene Techniken für die späteren Landeanflüge.
Immer wenn es mich zwischendurch juckte, legt ich den Schalter um und ließ die sprichwörtliche „Sau“ raus.


Anstatt hier Romane zu schreiben, empfehle ich Dir das Flugvideo auf YouTube.

Obwohl das Modell flog und sich die Lackierung verdient hatte, überkam mich noch eine Idee, die ich unbedingt umsetzten wollte - ein Cockpit aus transparentem Kunststoff - im Tiefziehverfahren.

So etwas gibt es für diese Art und Form von Modellflugzeugen nicht zu kaufen und ich habe es auch noch nie gesehen, aber die Idee war geboren.

Leichter gesagt als getan.

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