Depron Grundlagen

Depron ist nur Depron, wenn auch Depron draufsteht.

Und zwar in grüner Schrift.

Alles Andere ist nur Schaum.



Das Material ist die Ausgangsbasis für unsere Modelle und vereint sämtliche wünschenswerte Eigenschaften. Wie Du mit diesem Material arbeitest, zeige ich Dir hier.

Und erneut muss ich Dich rechtlich auf die Sternchen* hinweisen, denn es sind sog. Affiliate Links. Der Kauf über diesen Link bei Amazon.de kostet Dich gar nichts extra, hilft mir aber bei meinem Projekt. Wie Du aber anhand der Bilder bemerkst, ist es keine Werbung im klassischen Sinne, sondern eine Produktempfehlung. Es sind keine Herstellerbilder, sondern Fotos aus meiner Werkstatt. Damit möchte ich Dir zeigen, dass ich die Produkte selber besitze und restlos davon überzeugt bin. Mehr zu diesem Thema findest Du noch ganz unten auf der Seite.

1. Depron oder "Was ist das genau“

Depron ist ein styroporähnliches Material, welches leicht und stabil zugleich ist. Es ist einfacher zu be- und verarbeiten als jedes andere, mir bekannte Material. Daher habe ich mich auf diesen Werkstoff spezialisiert und Balsa, Sperrholz und Co dienen seitdem nur noch für unverzichtbare Ergänzungen, wie Motorträger, Befestigungen, Mechaniken oder Verstärkungen.

1.1. Tipps zum Kauf


  • Depron gibts es in Baumärkten oder Online, teilweise als Untertapete oder Dämmplatte bezeichnet. Damit hast Du gleich den passenden Suchbegriff für Maler- oder Tapetenfachgeschäfte, wo Du in der Regel auch fündig wirst.


  • Depron ist nur Depron, wenn es auch in grüner Druckschrift aufgedruckt ist - alles andere heißt zwar so ähnlich, hat aber andere Eigenschaften.  Ob es nun Extron, Selitron, Polystyrol, Extrupor, Normaplan usw. heißt, eines haben Sie gemeinsam - es ist KEIN Depron.


  • Depron bekommt Du in Plattengrößen von 80x62,5 cm oder 80x125cm, also doppelt so groß. Verfügst Du über genügend Platz in Deiner Werkstatt, nimm die größeren Platten. Ansonsten musst Du ggf. Bauteile miteinander verbinden, sollten diese nicht auf eine Platte passen. Daneben gibt es noch Sondergrößen, welche jedoch preislich unattraktiv sind.
  • Korrektur: Ich habe mehrfach Depron* aus Frankreich bezogen. Das Format ist interessanterweise 100x50cm und es befindet sich anstelle des grüner Depronaufdruck ein kleiner Aufkleber auf jeder Platte, trotzdem ist es unzweifelhaft Depron. 


  • Depron gibt es regulär in Materialstärken von 3, 6 und 9 Millimeter, ich habe es aber auch in der Dicke von 12 Millimeter in den Angeboten gesehen. 6 Millimeter Depron ist zu 99% das Material der  Wahl. Für XXL Modelle oder spezeille Verstärkungen greifst Du zu 9mm Platten. Eine Platte 3 Millimeter Depron* für kleinere Dekorelemente schadet auch nicht, wenn Du sie zu Deinem Vorrat zählst.


  • Depron gibt es mit oder ohne Haftbrücke, bei der sich eine zusätzliche Trägerschicht auf einer Seite befindet. Diese scheiden für Deine Zwecke aus, aber: Ich habe noch nie, niemals und nirgends diese Platten bekommen. Trotzdem achte bitte auf diesen Unterschied oder frage vorher nach.


  • Es gibt auch noch Depron Aero. Dieses scheint aber ausverkauft und ich kann hierzu (noch) keine Auskunft geben. Sofern ich einmal welches in die Finger bekomme, lasse ich Dich wissen, wofür dies verwendet werden kann.


  • Die Kosten liegen bei einem, uns allen bekannten Baumarkt mit dem Slogan: „Mach es zu Deinem Projekt“ bei 4,95 für eine Platte 80x62,5 in 6mm (Stand: 15.07.2023). Für den Anfang empfehle ich Dir erst einmal 5 Platten in 6mm. Dies sollte dann für zwei einfache Flugzeuge reichen. Sondergrößen musst Du entsprechend dem Quadratmeterpreis umrechnen. Größere Mengen sind natürlich günstiger und der Normalpreis sollte sich dann, gerade für größere Gebinde, bei 2,50 bis 3 Euro pro Platte einpendeln. Ich empfehle in solchen Fällen den "großen" Jahresvorrat an Depron*. Aber Achtung, die Platten sind 80x125cm.

1.2. Materialeigenschaften:


  • Depron hat 2 unterschiedliche Seiten. Eine rauhe, unbehandelte (dort befindet sich auch der grüne Aufdruck) und eine glatte, leicht glänzende. Welche Du verwendest, ist entscheidend für Deine Zwecke, insbesondere Biegen, Schleifen und Lackieren. (Spoiler vorab: Ich verwende die raue Seite immer auf der Außenseite des Modells). 


  • Depron ist leicht und bricht schnell. Bis zu einer gewissen Spannung verbiegt es sich, danach bricht es einfach. Anders als andere Materialien, die Knickfalten bekommen oder mit der Zeit weich und labberig werden.


  • Depron hat eine Art "Faserrichtung". Wenn Du die Platte gegen das Licht hältst, erkennst Du feine Linien, die parallel zur kürzeren Seite verlaufen. Meist ist der grüne Depronstempel ebenfalls in dieser Richtung aufgebracht. Dies ist wichtig für die Stabilität und den gewünschten Einsatzzweck. parallel zu den Linien lässt sich leichter biegen. Für gewisse Bauteile wie Tailerons (d.h. Höhenruder, die gleichzeitig Querruder imitieren) oder Höhen- und Querruder, benötigst Du die Stabilität jedoch quer zur Faserrichtung. Hast Du Zweifel, biege einfach das Depron. In eine Richtung gelingt dies deutlich einfacher als in die andere. Die Faserrichtung und das Verbiegen quer zur Faserrichtung kannst Du aber auch zu Deinem Vorteil verwenden, falls sich Flächen im Flug gezielt verbiegen sollen, z.B. um eine V-Form zu imitieren. Dies sind jedoch Spezialgebiete und erstmal zweitrangig.


  • Depron ist nicht lösemittelbeständig. Sei vorsichtig mit Aceton oder zu viel Verdünner. Auch normaler Sekundenkleber und später dann Lack und Farbspray greift das Material an. Silikonentferner (z.B. zum Reinigen und Entfetten), Waschbenzin (zum Entfernen von Kleberesten) oder Spiritus (zum Entfernen von Farbe) ist unproblematisch.


  • Depron verträgt Hitze über ca. 90 Grad nicht besonders gut. Zwar lässt sich Depron in sehr heißem (nicht kochend) Wasser biegen und auch mit dem (Heißluft-)Föhn erweichen (mehr dazu s. unten), hältst Du aber zu lange oder mit zu hoher Temperatur drauf, verglast die Oberfläche. Sie wird dann glänzend, und schrumpelt auch etwas zusammen und wirkt wie Orangenschale oder als wäre sie aus strukturiertem Milchglas. Um Dellen etwas auszubessern ist der Föhn aber ideal und mehrfach erprobt. Taste Dich mit der Temperatur langsam heran, bis Du die ideale Einstellung gefunden hast. Hierfür sind Reststücke geradezu ideal.


  • Depron lässt sich sehr gut schleifen. Geeignet ist dafür 120er-220er Sandpapier* oder alle feineren Körnungen. Gerade für das Finish kannst Du auch das Nassschleifverfahren mit Wasser und Körnungen von 800er aufwärts verwenden. Der elektrische Deltaschleifer kann hier gute Dienste leisten. Sei aber vorsichtig, nicht zu viel Material abzutragen. Gröbere Körnungen als 120er Papier führen zu Kratern und Riefen. Verwende es auch nicht für „grobe Vorarbeiten“, um Zeit zu sparen. Die bekommst Du nicht wieder aus der Oberfläche. Beachte auch die Schleifrichtung, denn ähnlich wie Holz ist es einfacher, entlang der Faser zu schleifen, als quer dazu.

2. Verarbeitung

Einen guten Überblick über Dein Baumaterial hast Du bereits. Jetzt wo Du weißt, was Depron ist und wo Du es bekommen kannst, geht es an das Eingemachte. Die Dämmplatte als solche wird kaum fliegen und willst Du keinen fliegenden Teppich bauen, musst Du das Material in Form bringen, kleben, spachteln und schleifen.

2.1. Schneiden

Depron lässt sich beim Schneiden mit nichts, mir Bekanntem vergleichen. Daher folgen stichpunktartig die wesentlichen Merkmale, Techniken und Besonderheiten:

Skalpelle und Schneidewerkzeuge für Depron

Alle Formen von Skalpell oder Cutter oder Tapeziermesser*, z.B. mit Abbrechklingen sind geeignet. Wichtig ist nur, dass Sie sehr scharf sind. Lieber einmal mehr die Klingen wechseln. Für ein normales Modell musst Du etwa mit 5-10 Einzelklingen (oder 2 Abbrechklingen) rechnen. Kaufe also direkt einen entsprechenden Vorrat guter Ersatzklingen*.

Spezial Skalpell oder Foliermesser mit 30 Grad Abbrechklinge

Gute Cuttermesser* aus dem Folierer oder Grafikerbereich eignene sich ebenfalls sehr gut, da es eine viel präzisere und feiner Klingenführung ermöglicht. Allerdings verwende ich nicht die mitgelieferten spitzen 30 Grad Klingen*, denn diese hebe ich mir für ihren gedachten Einsatzzweck auf: Das Schneiden der Dekorfolie. Ich nutze also die normalen 60 Grad Klingen* und freue mich über die schlanke, leichte Form. Wichtig ist am Ende aber nur, dass es gut in DEINER Hand liegt.

Ölige Klingen sollten entfettet werden

Klingen sind meist mit Konservierungsöl in der Packung gelagert. Dieses solltest Du vor Gebrauch entfernen, z.B. mit einem Lappen oder durch 2-3 Probeschnitte. Das Öl kann sich an einer Schnittkante ablagern und der Kleber haftet dort nicht mehr.

Halte das Bastelmesser gerade

Für gerade Linien führst Du Deine Klinge an einem Lineal* entlang. Dies sollte aus Metall bestehen, da Holz und Kunststoff anfällig für Beschädigungen sind und danach garantiert keine suaberen Schnitte mehr ermöglichen. Aber selbst das Metalllineal muss von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden.

Schräg schneiden des Depron für Scharnierkanten

Schräge, angewinkelte Schnitte, etwa für Ruderflächen erreichst Du, wenn Du Dein Lineal auf die Schnittlinie legst und das Messer im 45 Grad Winkel daran entlang fährst, also so, dass die Spitze der Klinge unter dem Lineal schneidet. Die Klinge liegt dabei oben am Lineal an. Mit zunehmender Erfahrung kannst Du dies auch freihändig versuchen, indem Du das Bauteil auf die Tischkante legst und mit einer ziehenden Bewegung und abgewinkelter Klinge das Material von unten abträgst.

Abbrechklingen müssen immer scharf sein, sonst franst Depron aus.

Die Klingen lieber einmal mehr wechseln. Stumpfe Klingen erkennst Du an folgenden Merkmalen: 

  - die Schnittkante reißt aus und wird unsauber.  

  - Die Klingen fangen an zu quietschen und Geräusche zu machen.  

  - Der Schnitt erfordert deutlich mehr Kraft.  

  - Der Schnitt kann auswandern, d.h. Du schneidest unbemerkt abseits der Markierungen. 


5 Minuten Epoxy aufder Arbeitsplatte auf dem Tisch.

2.2. Klebetechniken


Schon mein Opa lobte den guten alten Ponal und Tesa.

Aber komm: Im 21. Jahrhundert gibt es effektivere Lösungen und allein die Aushärtezeit des Holzleim ist für mich ein

No-Go.



Um Depron zu verbinden, gibt es unzählige Möglichkeiten und garantiert habe ich noch nicht alle getestet. Es macht jedoch einen großen Unterschied, welchen Kleber Du für welchen Einsatzzweck benutzt. Diese Frage zu beantworten, scheint eine Wissenschaft im Hobbybereich zu sein: 2 Modellbauer - 3 bis 4 Meinungen.

Ich stelle Dir anhand der typischen Anwendungen (Klebetechniken) die Klebstoffe und Anwendungsgebiete vor und zwar so, wie sie sich in meinen Händen bewährt haben.

Klebertabelle zum Nachlesen

Mehr Informationen zu den Klebstoffen und deren Anwendungsmöglichkeiten findest Du im Abschnitt Bautechniken.

Im Premiumbereich stelle ich Dir zu einem späteren Zeitpunkt zu sämtlichen von mir verwendeten Klebstoffen auch ein Datenblatt zur Verfügung, indem Du Alles zu dem Klebstoff, dessen Anwendung und meine Tipps, Tricks sowie die häufigsten Fehlerquellen erfährst. Kompakt, auf den Punkt und zielorientiert.

Bequem als PFD zum Download. Ausdrucken und ab in die Werkstatt damit.

" Nicht die Menge des Klebers , sondern die richtige Anwendung ist für die Festigkeit zuständig."



2.3. Depron formen & biegen


Depron in Rundungen zu bringen geht auf unterschiedlichste Weise mit völlig unterschiedlichen Techniken:

Abrunden der Kanten

Einfaches Verschleifen

Damit lassen sich harte Kanten abrunden. Um Zeit zu sparen, kannst Du mit der Klinge vorschneiden oder gleich einen elektrischen Schleifer verwenden. Willst Du starke Rundungen erzielen, musst Du die Kanten von innen unterfüttern (Depronstreifen 6x6mm, am besten mit Nitro-Verdünner eingeklebt). Es kann sonst leicht passieren, dass das Material an dieser Stelle zu sehr geschwächt wird oder aber sogar ein Spalt entsteht. Natürlich können auch ganze Depronklötze in Form geschliffen werden, beispielsweise für Cockpits oder Bugnasen.

Scor-and-Fold am Tornadotriebwerk

Score & Fold Technik

Übersetzt heißt die Methode sinngemäß "einschneiden und knicken". Auf der Außenseite des Depron wird das Material nahezu bis zur glatten Unterseite durchgeschnitten (so ca 80%) und von hinten mit Klebeband stabilisiert. Danach wird es gebrochen und in Form verklebt.

Mit dieser Methode werden Rundungen „simuliert“ und bei Bedarf anschl. verspachtelt und/oder verschliffen. Der Vorteil ist, relativ dünn und ohne Dopplungen arbeiten zu können und auch starke Rundungen zu ermöglichen.

Biegen des Rumpfdeckels, damit er ohne Spannung verklebt werden kann

Trocken-Biegen

Ein Rohr oder Besenstiel wird am Tisch befestigt aber auch die Tischkante eignet sich für diese Technik. Nun wird das Depron flach über diesen gerollt und dabei gebogen und in Form gebracht. Dabei muss die glatte Seite des Depron nach unten zeigen. Es ist hilfreich, auch der Innenseite (also unten) mit einem Lineal, feine Druckstellen in Linienform zur Biegerichtung einzupressen.


Glasteiniger (Beispielbild)

Chemische Unterstützung

Durch Einsprühen des Depron mit ammoniakhaltigem Glasreiniger* lässt sich der Biegevorgang unterstützen. Vermutlich ist das darin enthaltene Reinigungsmittel (Ammoniak) dafür verantwortlich, das Material weich werden zu lassen um den Biegevorgang so zu unterstützen. Diese Reiniger sind aber in Deutschland mittlerweile nur schwer erhältlich.


Mit dem Heißluftföhn lässt sich am Eurofighter so einiges anstellen.

Wärme - Unterstützung

Erleichtern kann man sich die Angelegenheit, wenn man das Depron zuvor mit einem (Heißluft-)Föhn erwärmt. Aber nicht zu heiß, sonst verändert das Material seine Oberfläche oder schmilzt Dir sogar.


Folieren der Tragflächen

Heißwasser Unterstützung

Depron, untergetaucht in heißem Wasser (nicht kochend) wird ebenfalls weich und kann über einen Besenstiel oder die Tischkante gebogen werden. Hier kann man sogar noch engere Radien erzielen, indem man auf der Vorderseite Klebefolie anbringt. Damit wird ein Bruch effektiv verhindert, da auch die Folie weich wird und sich etwas mitdehnt. Tipp: Nutze die OracalFolie, die Ihr auch für die Deals verwendet. Reste bleiben immer übrig und sie lässt sich anschließend rückstandsfrei ablösen. 


3. Du benötigst noch mehr Informationen:


In den Abschnitten Bautechniken, Oberflächenbearbeitung und Lackierung findest Du weitere detailierte Informationen zu den Themen Schleifen, Spachteln, Lackieren und Folieren Dekorieren. Kurzum alles Nützliche, was Du aber erst nach dem (hoffentlich erfolgreichen) Erstflug angehen solltest.

Depronplatten gestapelt

*Die mit Sternchen gekennzeichneten grünen Links sind gesponsert bzw. Affiliate-Links. Das bedeutet, dass ich eine kleine Provision erhalte, sobald Du ein Produkt kaufst. Dadurch hast Du weder Mehrkosten, noch hat das Einfluss auf meine Meinung. Alle vorgestellten Artikel stammen zu 100% aus meiner Werkstatt und haben sich bewährt.


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