An einem Sommertag, war es dann soweit. Auf unserem Vereinsflugplatz führte ich noch die Vorflugkontrollen durch und übergab das Modell danach seinem Element.
Es bedurfte keiner großen Anstrengungen und ich musste sie nur leicht in den Wind schieben. Andere Jets, insbesondere mit am Heck angebrachten Motoren sind da durchaus anspruchsvoller und bedürfen, ähnlich einem Katapultstart auf einem Flugzeugträger, eine gewisse Anfangsgeschwindigkeit (= stärkerer Wurf). So aber war schon einmal der Grundstein für gute Langsamflugeigenschaften gelegt.
Die erste und wichtigste Erkenntnis bemerkte ich bereits nach einer vorsichtigen Platzrunde:
Meine Recherchen stimmten. Auch ohne Messgeräte oder großartige Berechnungen hatte ich während des Fluges das Gefühl (!), dass die MiG-29 sich leichter anfühlt als es ihre 790g vermuten ließen. Sie liegt satt in der Luft und schwebt wie auf einem Kissen. An der Theorie des auftrieb-produzierenden Rumpfes musste also etwas dran sein. An den Heckmotor hatte ich mich schnell gewöhnt, obwohl die Manövrierfähigkeit deutlich unter der meiner übrigen Modelle mit mittelgelagertem Motor lag. Dennoch waren die Flugeigenschaften äußerst zufriedenstellend und ich konnte auf Anhieb mein Testflugprogramm abspulen, bei der es nicht darum geht Loopings oder Hammerturns zu fliegen, sondern erst einmal die Maschinen kennenzulernen und in simulierten Notlagen zu beherrschen. Ich probierte ein paar Rollen, die aber erwartungsgemäß etwas eierten. Dieses Phänomen tritt aufgrund des weit hinten liegendes Heckantriebs und dem Drehmoment bei allen meinen Modellen auf. In Drehrichtung des Motors, bzw. der Luftschraube gelingen die Rollen sauber und besser als entgegengesetzt. Alles in allen aber kein Thema, zudem es sich mit eine paar Einstellungen im Sender leicht in den Griff bekommen lässt. Als nächstes versuchte ich neben dem Langsamflug und dem Flug mit hohem Anstellwinkel auch, einen Strömungsabriss zu provozieren. Dies gelang mir nicht. Zwar wackelte das Flugzeug mit den Tragflächen, ging danach aber irgendwann trotz voll gezogener Höhenruder in einen stabilen Sinkflug, die Nase immer über dem Horizont. Diesen bereits bekannten gutmütigen Zustand schob ich den KF-Profilen in die Schuhe und machte mich an die Vorbereitung der Landung. Den Gleitpfad beim ersten Landeanflug schätzte ich komplett falsch ein und da ich nicht im Acker neben dem Flugplatz landen wollte, startet ich durch. Dabei bemerkte ich eine weitere entscheidende Information für zukünftige Projekte. Diese lautet Motorsturz. Ein paar Grad Abweichung von der Mittelachse hatte sofort entsprechende Richtungsänderungen zur Folge, wenn man schnell und ruckartig Gas gibt. Ich musste noch am Flugplatz den Motorsturz durch Zuhilfenahme von Unterlegscheiben korrigieren, so dass dieser nun etwas nach unten zeigt. Bei meinen mittelgelagerten Modellen hatte ich dies immer ignoriert und per Augenmaß parallel zur Rumpfplatte ausgerichtet. Der Effekt ist aber umso ausgeprägter, je weiter hinten der Motor liegt und ein paar Grad Abweichung kann bereits unangenehme Effekte hervorrufen. Ich absolvierte anschließend noch zwei weitere Testflüge, bevor mich meine leeren Lipos zum Einpacken veranlassten. Denn eines hatte ich in der Aufregung zu Hause vergessen: Das Ladegerät.