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4. Flugverhalten

Jan. 11, 2024

Das Video der MiG gibt es auf Youtube und auch die Jungs von der Fachzeitschrift "Flugmodell" haben ein Video gemacht. Der Beweis, dass das Modell fliegt, ist zunächst erbracht.

Jetzt geht es um die Details.

4.1. Zusammenfassung des Testfluges:

An einem Sommertag, war es dann soweit. Auf unserem Vereinsflugplatz führte ich noch die Vorflugkontrollen durch und übergab das Modell danach seinem Element.

Es bedurfte keiner großen Anstrengungen und ich musste sie nur leicht in den Wind schieben. Andere Jets, insbesondere mit am Heck angebrachten Motoren sind da durchaus anspruchsvoller und bedürfen, ähnlich einem Katapultstart auf einem Flugzeugträger, eine gewisse Anfangsgeschwindigkeit (= stärkerer Wurf). So aber war schon einmal der Grundstein für gute Langsamflugeigenschaften gelegt.

Die erste und wichtigste Erkenntnis bemerkte ich bereits nach einer vorsichtigen Platzrunde: 

Meine Recherchen stimmten. Auch ohne Messgeräte oder großartige Berechnungen hatte ich während des Fluges das Gefühl (!), dass die MiG-29 sich leichter anfühlt als es ihre 790g vermuten ließen. Sie liegt satt in der Luft und schwebt wie auf einem Kissen. An der Theorie des auftrieb-produzierenden Rumpfes musste also etwas dran sein. An den Heckmotor hatte ich mich schnell gewöhnt, obwohl die Manövrierfähigkeit deutlich unter der meiner übrigen Modelle mit mittelgelagertem Motor lag. Dennoch waren die Flugeigenschaften äußerst zufriedenstellend und ich konnte auf Anhieb mein Testflugprogramm abspulen, bei der es nicht darum geht Loopings oder Hammerturns zu fliegen, sondern erst einmal die Maschinen kennenzulernen und in simulierten Notlagen zu beherrschen. Ich probierte ein paar Rollen, die aber erwartungsgemäß etwas eierten. Dieses Phänomen tritt aufgrund des weit hinten liegendes Heckantriebs und dem Drehmoment bei allen meinen Modellen auf. In Drehrichtung des Motors, bzw. der Luftschraube gelingen die Rollen sauber und besser als entgegengesetzt. Alles in allen aber kein Thema, zudem es sich mit eine paar Einstellungen im Sender leicht in den Griff bekommen lässt. Als nächstes versuchte ich neben dem Langsamflug und dem Flug mit hohem Anstellwinkel auch, einen Strömungsabriss zu provozieren. Dies gelang mir nicht. Zwar wackelte das Flugzeug mit den Tragflächen, ging danach aber irgendwann trotz voll gezogener Höhenruder in einen stabilen Sinkflug, die Nase immer über dem Horizont. Diesen bereits bekannten gutmütigen Zustand schob ich den KF-Profilen in die Schuhe und machte mich an die Vorbereitung der Landung. Den Gleitpfad beim ersten Landeanflug schätzte ich komplett falsch ein und da ich nicht im Acker neben dem Flugplatz landen wollte, startet ich durch. Dabei bemerkte ich eine weitere entscheidende Information für zukünftige Projekte. Diese lautet Motorsturz. Ein paar Grad Abweichung von der Mittelachse hatte sofort entsprechende Richtungsänderungen zur Folge, wenn man schnell und ruckartig Gas gibt. Ich musste noch am Flugplatz den Motorsturz durch Zuhilfenahme von Unterlegscheiben korrigieren, so dass dieser nun etwas nach unten zeigt. Bei meinen mittelgelagerten Modellen hatte ich dies immer ignoriert und per Augenmaß parallel zur Rumpfplatte ausgerichtet. Der Effekt ist aber umso ausgeprägter, je weiter hinten der Motor liegt und ein paar Grad Abweichung kann bereits unangenehme Effekte hervorrufen. Ich absolvierte anschließend noch zwei weitere Testflüge, bevor mich meine leeren Lipos zum Einpacken veranlassten. Denn eines hatte ich in der Aufregung zu Hause vergessen: Das Ladegerät.


4.2. Beobachtungen und Erkenntnisse (Lessons Learned)

1. Beobachtung - Auftrieb

Die wichtigste Beobachtung meiner MiG-29 ist, dass die Theorie der Auftriebshilfen tatsächlich zu stimmen scheint. Auch ohne Messgeräte oder große Berechnungen hatte ich im Flug das Gefühl (!), dass die MiG-29 leichter ist als die alte MiG-35B. Am Boden sagt die Waage mit 890g zu 780g allerdings etwas anderes.

Erkenntnis:
Die Einbeziehung des Rumpfes in die Auftriebscharakteristik wird eines meiner Kernthemen in der Zukunft sein. Wegen des erhöhten Auftriebs habe ich die Spannweite der MiG noch im unlackierten Rohzustand etwas verkürzt, um die Wendigkeit zu erhöhen.

2. Beobachtung - Heckmotor

Der Heckmotor bestätigte meine Befürchtungen bezüglich der Manövrierfähigkeit. Diese war im Vergleich zu meinen andere MiG-29/35 um gefühlt ca. 50 Prozent reduziert.


Erkenntnis:
Die Flugeigenschaften waren dennoch äußerst zufriedenstellend, sofern man nur ein paar Runden fliegen möchte. Für 3D Kunstflug rate ich Dir aber dennoch zu mittelgelagerten Motoren. Hier arrangieren sich die Komponenten um den Schwerpunkt und Du kannst gefühlt auf der Stelle manövrieren.

3. Beobachtung - Schwerpunkt

Der Schwerpunkt lag ganz woanders und ich weiß nicht warum. Beim Bau hatte ich mich an ARF-Fertigmodellen anderer Hersteller orientiert. Mit diesem Schwerpunkt flog das Modell zwar, aber so richtig zum Leben erweckt wurde es erst, als ich den Lipo um ca. 4 cm nach hinten versetzte. Je nach Bemalung wird sich das aber noch ändern.

Erkenntnis:
Hilfsauftriebsflächen können offensichtlich den Schwerpunkt verlagern, wobei ich dann lieber von „Auftriebsschwerpunkt“ spreche. Die zweite Theorie geht in Richtung KF-Profile, die es ermöglichen, den Schwerpunkt weit außerhalb der Parameter einzustellen, ohne dass dies negative Auswirkungen hat. Ein Strömungsabriss durch Ziehen des Höhenruders war nicht möglich. Dafür stieg die Wendigkeit drastisch an. Der Ausschnitt für den Lipo musste hingegen geändert werden.

4. Beobachtung - Kein Seitenruder

In Kurven konnte ich so gut wie kein negatives Wendemoment beobachten. Das Modell tauchte nicht in die Kurve ab oder hing mit dem Heck durch, nein es flog sauber und gerade durch die Kurve.


Erkenntnis:

Nicht jedes Modell benötigt Seitenruder. Sofern 3D Kunstflug angesagt ist, geht es nicht ohne, aber für alle anderen Modelle heißt es „Turn & Burn“. Und notfalls lassen sich die Seitenruder jederzeit nachrüsten.

5. Beobachtung - Motorsturz/-zug

Beeindruckend war für mich die Wirkung des Motorsturzes und des Motorzuges. Ein paar Grad Abweichung von der Mittelachse führten beim Gasgeben sofort zu entsprechenden Richtungsänderungen. Beide Werte musste ich auf dem Flugplatz mit Unterlegscheiben korrigieren. Bei meinen mittig gelagerten Modellen, die kleine Ungenauigkeiten immer verzeihen, hatte ich das immer ignoriert und abgetan. Bei der F-14D, bei der der Motor relativ weit hinten liegt, war es mir zum ersten Mal aufgefallen, bei der MiG-29 war es extrem ausgeprägt und jetzt machte es „klick“.

Die Erkenntnis:
Wenn schon wenige Grad Abweichung solche Auswirkungen haben, dann muss es doch möglich sein, den Motor bzw. den Motorträger beweglich einzubauen, so dass er mit einem starken Servo in Richtung und Neigung verändert werden kann.
 Das Modell zeigte mir einen neuen Weg. Quasi die nächste Evolutionsstufe.

Hand aufs Herz: Hat es sich gelohnt?


Die Mig-29C ist eine Meilenstein auf meinem Weg zum perfekten Depronjet. Ich hatte selber erfahren, wie viel Auswirkung ein entsprechend geformter Rumpf auf den Gesamtauftrieb des Modells hat und das Modell hatte mir sogar noch verdeutlicht, welchen Effekt minimale Abweichungen in der Motorausrichtung haben können. Diese Erkenntnis lasse ich nun in die Entwicklung meiner nächsten Modelle einfließen.

Alles was nun folgt, werde ich exklusiv für Premiummitglieder reservieren und nur im Premiumbereich veröffentlichen.

Raktenpylone und Optimierungen
Das fertige Cockpit der F-18 in der Nahaufnahme mit Pilot, Instrumententafel und Schleudersitz. Alles aus Depron und Elektronikresten.
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