Achtung:
Auch wenn du vielleicht auf der Wiese hinter dem Haus fliegst, vergiss nicht die gesetzlichen Vorschriften, an die ich Dich nur kurz erinnern möchte. Dazu gehört eine gültige Modellflugversicherung, ggf. einen Kenntnisnachweis und eine Registriernummer, die Du über den Modellflugverband oder das Luftfahrtbundesamt beziehen kannst und musst. Diese Registriernummer schreibst du mit einem wasserfesten Stift irgendwo auf das Modell, ich empfehle die Innenseiten im hinteren Bereich der Triebwerksgondeln.
Es mag Dir ungewöhnlich vorkommen, jetzt bereits den Erstflug zu unternehmen, aber bei mir müssen sich die Modelle ihre Lackierung erst verdienen. Sollte etwas kaputt gehen oder sollten Anpassungen oder Modifikationen notwendig werden, kann dies im Rohbau einfacher korrigiert werden, als später am fertig lackierten Modell.
Suche Dir für Deinen Erstflug einen möglichst windstillen Tag aus und fliege mit der Sonne im Rücken oder bei leicht bewölktem Himmel. Durch die Kontraste des weißen Modells mit den grünen Streifen des Klebebandes ist das Modell gut sichtbar, anderenfalls bringst Du zusätzlich rote oder blaue Streifen an.
Wie Dein Erstflug verläuft, weis ich nicht, aber ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und viel Erfolg. Anstatt Dir hier Tipps zu geben, schildere ich Dir meine Erfahrungen, Beobachtungen und Bewertungen vom Freitag, den 04.06.2021 um 17:00 Uhr, wo ich den Erstflug bei windstillem Wetter durchführte. Es ist also ein Erfahrungsbericht.
Im "Premiumbereich" habe ich umfangreiche Checklisten für Dich zum Download bereitgestellt.
Auch ich war ich zunächst der Meinung, ich brauche so etwas nicht. Die Erfahrung lehrt aber, dass es eben doch erforderlich ist oder zumindest äußerst hilfreich sein kann.
Mit Checklisten stellst Du sicher, dass Du nichts vergisst. Und auch ich habe schon einmal ein Modell gestartet, bei dem die Ruderanlenkung lose oder der Lipo nicht vollgeladen war. Mit einer Checkliste wäre dies niemals passiert.
Hier in der Kurzform, die wichtigsten Punkte für den Erstflug:
Auf dem Weg zur Startbahn ging ich im Kopf schon alle möglichen Szenarien durch, was schiefgehen könnte bzw. worauf ich mich vorbereiten musste. Neben baulichen- und kostruktionsbedingten Fehlern können hier auch viel Fehler durch den Piloten gemacht werden. Entweder die Maschine geht kopfüber in die Wiese (Schwerpunkt zu weit vorne oder Ruderflächen mit falsch eingestellter Höhenruderwirkung) oder sie steigt und geht in einen „Harrier“ (schwanzlastiger Schwerpunkt oder Ruderflächen nach oben gerichtet) oder sie kippt zu einer Seite ab (Windrichtung, seitlicher Schwerpunkt, Ruderflächen unsymmetrisch, Wurf verkantet oder zu kraftloser Wurf, d.h. Auftriebsverlust = Strömungsabriss).
Egal, was es sein sollte, ich musste mich darauf vorbereiten, nach dem Wurf sofort die Steuerung zu übernehmen. Wie geschildert, hatte ich einen Schalter programmiert, mit dem ich die Höhenruder um 5 % anstellte, um die erste Problematik in jedem Fall zu umgehen - also keine Panik.
Meine bevorzugte Startmethode ist der Diskuswurf, da ich dem Propeller sonst gefährlich nahe komme und bei dieser F-18 keine andere (sichere!) Möglichkeit zum Handstart besteht.
Dazu fasse ich eine Tragfläche an der Spitze in der Nähe des Stabilisirungsholms, gebe 1/2 bis 3/4 Gas, überprüfte nochmals die Windrichtung und befördere den Jet mit einer eleganten Bewegung aus der Hüfte am gestreckten Arm genau wagerecht gegen den Wind in die Luft, etwa in einem 30 Grad Winkel.
Die F-18 flog auf Anhieb und ich entdecke keine Tendenz, dass sie seitlich ausbrach, also musste das Setup und der Schwerpunkt schon mal stimmen. Dafür zog sie deutlich nach oben. Nach Umschalten meiner Starthilfe auf Neutralmodus, zog sie jedoch wieder etwas nach unten, so dass ich mit ein paar Klicks der Höhenrudertrimmung einen stabilen Geradeausflug einstellen konnte.
Durch die bereits in der Planungsphase berücksichtigte Stauchung der Proportionen des Originaljets verlor ich zwar „Tracking Stabilität“, also Geradeausflugeigenschaft, aber die war immer noch mehr als ausreichend .
Der Jet flog wie auf Schienen. Selbst in Kurven hing er nicht und der Einbau von Seitenrudern ist für den Normalflug überflüssig. Das Höhenruder benötigte eine paar Klicks, aber das ist dem Brettprofil geschuldet. Warum dies so ist, kannst Du im Abschnitt über die unterschiedlichen Tragflächenprofile nachlesen.
Auffällig, aber natürlich ebenfalls der Stauchung geschuldet war, dass die F-18 sehr gut - fast zu gut - auf Höhenruder reagierte und dieses etwas zurückgenommen wurde. Größter Kritikpunkt und Schwachstelle war die Querruderfunktion. Diese entpuppe sich in einer gezogenen Rolle als nahezu wirkungslos.
Ich schaltete sofort auf große Ausschläge (100%) um, aber selbst das war mir für mein Fluggefühl noch zu wenig.
Ich landete (die dabei entstandene kritische Situation schildere ich Dir unten, s. Landung) und hängte die Rudergestänge an den Tailerons ein weiteres Loch weiter nach innen. Die Ausschläge der Quruderfunktion programmierte ich zusätzlich per Dualrate auf 125%. Die nun viel zu hohen Ausschläge der Höhenruder regulierte ich hingegen nach unten, indem ich die Servowege auf 80% reduzierte, sonst wird’s hier zu viel.
Einer dar Nachteil kombinierter Steuerflächen.
Danach wurde es deutlich besser.
Dennoch werde ich hier nicht um den Einbau von unterstützenden Querrudern herumkommen. Natürlich hätte man auch die Tragflächen etwas einkürzen können, die Tailerons vergrößeren oder die Ruderhörner noch ein weiteres Loch nach innen hängen, aber Du sieht bereits: Es gibt unzählige Möglichkeiten und Herangehensweisen.
Der Rest des „Zweitfluges" verlief, wie er im Buche stand. Der Schwerpunkt passte, die Ausschläge waren gut und sowohl Langsamflugeigenchaften als auch schneller Vorbeiflug und senkrechter Steigflug waren gefühlt wie im Original.
Ein voller Erfolg.
Profitipp:
Ruderhörner und Dualrate lässt sich am Flugplatz relativ einfach verändern. Am Servohorn wird dies durch die Gestängeanschlüsse deutlich schwieriger, so dass ich diese Arbeiten in der Werkstatt ausführe. Hier messe ich die nun eingestellten und einprogrammierten Ausschläge aus der Flugpraxis und notiere sie mir. Danach versuche ich die Dualrate wieder auf 100% zu bringen, anstelle dessen aber mit Servoweg oder Servogeometrie den Effekt beizubehalten.
Merkregel: Musst Du für den Normalflug Dualrate benutzen, so muss in 99% der Fälle anschließend an der Servogeometrie etwas verändert werden.
Hierzu gibt es nahezu nichts anzumerken. Anflug gegen den Wind, Gas rausnehmen (20%) und nach unten gleiten. Vor dem Touchdown, das Gas komplett herausnehmen (schont den Prop) und waagerecht oder mit leichtem Anstellwinkel ausgleiten lassen bis er sich von selbst absetzt.
Doch halt was war das? Bei der ersten Zwischenlandung hatte ich gerade den Sinkflug beendet und wollte das Modell ausgleiten lassen, da machte der Jet einen Hüpfer nach oben. Natürlich hatte er nicht mehr genug Geschwindigkeit, verlor den Rest Auftrieb nun vollständig und prallte aus etwas 1m auf den Boden. Gewicht und Grassboden verhinderten jegliche Beschädigung. Andere Modelle hätten hier einen Strömungsabriß erleiden können, was mit Kippen über eine Tragfläche und dem berühmten „Teufelsrad“ geendet hätte.
Klar, was ich vergessen hatte.
Durch die umgeschalteten Ausschläge der nahezu wirkungslosen Querruder auf 100% waren auch die Höhenruder wieder bei 100% und somit viel zu empfindlich. Ich hatte vergessen, zur Landung diese zurückzunehmen. Die Höhenruder wurden wie oben beschrieben entschärft (60% für den kleinen Ausschlag, 80% für den Großen) und damit war auch eine butterweiche, mustergültige Landung wieder möglich.
Noch vor Ort unternahm ich folgende Änderungen am Sender:
So jetzt wieder zurück in die Werkstatt, wir sind noch nicht fertig.
In jedem Fall hat sich das Modell aber seine Lackierung verdient.
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last edit: 29.10.2024